Wie kommt man auf die Idee, einen Kinderherd bzw. einen Modellherd in einen PC umzubauen ? Das ist eine gute Frage, die aber relativ leicht zu beantworten ist. Meine Frau wünschte
sich einen neuen PC und ich brauchte noch ein Geburtstagsgeschenk für sie. Eines Abends habe ich dann mit unserem Sohn über den bevorstehenden Geburtstag seiner Mutter gesprochen und dabei fiel mein
Blick eher zufällig auf eine Heiliger-"Herdruine", die wir als Ersatzteilträger gekauft hatten und die noch im Arbeitszimmer stand. Von dem Augenblick an war der Gedanke da, dass es doch
eigentlich möglich sein sollte, aus dem Teil mit den entsprechenden Komponenten und etwas Zeit, Aufwand und Einsatz einen PC aufzubauen.
Bevor jedoch aus einem Herd ein PC werden kann, ist noch einiges zu klären. Die erste Entwurfsskizze sieht deshalb auch noch ziemlich undetailliert aus. Zunächst musste ich mich
zwischen mehreren Heiliger Modellen entscheiden (wenn man die Herde sammelt, bleiben immer einige "Schätzchen" übrig, die für gar nichts mehr zu brauchen sind). Neben dem äusseren
Erscheinungsbild war dabei auch der im Innenraum verfügbare Platz ein wichtiges Entscheidungskriterium. Letzlich fiel die Entscheidung zu "Gunsten" eines 3-Platten Herdes aus dem Jahr 1961/1962, der
auf Grund seines noch guten Aussehens und seines inneren Zerfalls besonders geeignet erschien.
Nachdem die Maße feststanden, war zu klären, ob in dieser Größenordnung überhaupt ein Motherboard zu einem moderaten Preis zu bekommen ist. Es kamen nur die
Mini-ITX Boards in Frage und die sind in der Regel (da meist nur in Industrieausführung erhältlich) recht teuer. Für den Preis dieser Boards bekommt man heute schon einen durchschnittlichen
Home-PC mit allem drum und dran. Da von dieser wesentlichen Systemkomponente alles Weitere abhing, mußte ich erst mal versuchen so ein Teil aufzutreiben. Innerhalb eines Monats ist es mir dann
tatsächlich gelungen mit Hilfe von eBay, ein solches Mainboard günstig zu beschaffen.
Danach konnten alle folgenden Schritte geplant werden. Ein paar Entwürfe, ein bißchen messen und zeichnen, dann konnte es losgehen. Ein Netzteil und eine Festplatte in
ausreichender Dimensionierung waren noch vorhanden. Was noch fehlte waren eine CPU, ein Kühler und Hauptspeicher. Die CPU und der passende Kühler wurden ebenfalls über eBay beschafft.
Innerhalb der nächsten acht Wochen habe ich dann immer mal wieder ein halbes oder auch ganzes Stündchen im Keller gewerkelt und das Gehäuse des Heiliger Herdes mechanisch
für den Einbau der Komponenten vorbereitet. Das hieß, sägen, bohren, schleifen und lackieren. Der noch funktionierende Backofen wanderte in den Ersatzteilvorrat. Anstelle dessen wurde ein
defekter Backofen mit einer Backofenklappe mit kleinem Sichtfenster eingesetzt. Der Backofen mußte abgesägt werden um Platz für das Netzteil zu schaffen. Die Backofenklappe wurde
zusammen mit dem Rahmen und den Scharnieren fest ins Gehäuse eingeklebt. Die Heizeinsätze der Kochplatten wurden entfernt und nur die Metallplatten blieben zurück, damit die Optik gewahrt
blieb.
Zwischen Netzteil und Motherboard wurde eine Trennplatte eingesetzt, die den Herdinnenraum in zwei Teile aufteilt. Im unteren
Teil sitzt das Netzteil und bläst seine Abwärme nach unten durch Lüftungsschlitze im Bodenblech weg. Im oberen Teil sitzt die CPU, deren Kühler die Abwärme durch seitliche
Lüftungsschlitze im Gehäuse nach draussen befördert. Die CPU ist ein Pentium IV Modell mit Northwood Kern. Diese Prozessorausführung wird im Betrieb längst nicht so heiß
wie eine CPU mit Prescott Kern.
Die Schalter und Kontrollleuchten wurden so angeschlossen, daß drei Schalter und zwei Kontrollleuchten Funktionen des Rechner steuern, bzw. anzeigen. Der Schalter ganz links wurde
zum Netzschalter, die Kontrollleuchte darüber zeigt die Primärspannung 230V~ an. Der zweite Schalter von links erhielt die Funktion Power On, der dritte Schalter die Funktion Reset. Die zweite
Kontrollleuchte von links zeigt die Aktivität der Festplatte an.
Nachdem ein Testlauf der Komponenten ausserhalb des Herd-Gehäuses erfolgreich absolviert wurde, wurden die Einzelteile in das Gehäuse montiert und das Gehäuse wurde mit
der Herdabdeckung verschlossen. Danach erfolgte ein Lasttest um festzustellen, ob die Abwärme ausreichend abgeführt wird. Nachdem fest stand, daß der Heiliger-PC unter diesen Bedingungen
einwandfrei funktioniert, wurde das Betriebssystem installiert und der Rechner nach den Bedürfnissen der künftigen Eigentümerin eingerichtet.
Abschließend habe ich noch ein paar Bilder des Montageverlaufs hinzugefügt, damit man sehen kann, wie der Heiliger-PC im Detail aussieht.
Da ausschließlich Standard-PC-Komponenten verbaut wurden, ist das Herd-Gehäuse damit ziemlich gefüllt. Für ein DVD/CD-Laufwerk blieb leider kein Platz, es muß
extern via USB angeschlossen werden. Wenn man mehr Komponenten in einen Heiliger-Herd einbauen will (insbesondere Disketten- oder CD- / DVD-Laufwerk), muß man auf Notebook / Laptop-Komponenten
ausweichen, die aber zum Teil erheblich teurer sind. Falls mich nochmal "der Hafer sticht", werde ich vielleicht auch noch mal eine solche Version V2.0 bauen. Bislang hab ich aber noch nichts in der
Richtung geplant. Solltet ihr irgendetwas in der Richtung vorhaben, teilt uns das bitte mit und schickt uns auch ein paar Bilder von eurer Rechnerversion.
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