Reparaturhinweise
Allgemeines
Reparaturen an Heiliger Herden sind prinzipiell nicht schwieriger als Reparaturen an irgendeinem anderen elektrischen Gerät. Das heißt allerdings nicht, daß jeder
dazu in der Lage ist, der weiß wie man einen Schraubendreher hält oder der schon mal eine Glühlampe gewechselt hat.
Bei der Reparatur der Herde, die wir in unsere Sammlung übernommen haben, sind mir schon die tollsten (aus Sicht der Kreativität) und die mörderichsten (aus Sicht
der Sicherheit) Arbeiten begegnet. Der typische Alleskönner im Haushalt sollte also lieber die Finger vom Herd lassen.
Netzanschluß
Die Herde werden mit der normalen Netzspannung (in Deutschland 230V Wechselspannung mit einer Frequenz von 50Hz, es gibt aber auch Exportausführungen mit z.B. 110V und 60Hz)
betrieben und schon deshalb verbietet es sich am geöffneten Gerät irgendwie herum zu fummeln. Die innenliegenden unter Spannung stehenden Teile, sind nur durch das Gehäuse gegen
Berührung geschützt. Der Netzanschluß erfolgt je nach Baujahr des Herdes über eine an der Rückseite einzusteckende Leitung mit einem sogenannten Warmgerätestecker oder
über eine fest montierte Leitung.
Die Netzanschlußleitungen der ganz alten Herde sind mit einem zweipoligen Stecker versehen, der keinen Schutzleiteranschluß hat und auch nicht in die normale
Schuko-Steckdose paßt. Solche alten Leitungen sollte man heute nicht mehr verwenden.
Gehäuse
Da die Gehäuse der Heiliger Herde aus emalliertem beziehungsweise pulverbeschichtetem Metall bestehen, ist die Erdung aller Teile des Gehäuses zwingend erforderlich.
Bei den Heiliger Herden erfolgt diese Erdung durch Schraubanschlüsse an allen wesentlichen Gehäuseteilen, die durch einen Messingdraht oder Nieten miteinander und mit dem Schutzleiter des
Anschlußkabels verbunden sind. Für die meisten Reparaturarbeiten muß diese Erdung ganz oder teilweise demontiert werden. Beim Zusammenbau muß die Erdung wieder vollständig
und fehlerfrei montiert werden. Fehler führen unter Umständen zu gefährlichen Potenzialen am Gehäuse und damit zur Gefährdung des Benutzers.
Bis auf die ganz alten Herde vom Ende der vierziger Jahre bis Anfang der sechziger Jahre die verschraubte Oberteile hatten, wurden die Herde gemäß den geltenden
Bestimmungen vernietet. Anfangs wurden Hohlnieten, später Blindnieten verwendet. Genietete Herde können durch ausbohren der Nieten geöffnet werden, müssen nach der Reparatur
aber wieder mit Nieten verschlossen werden.
Alle anderen Teile des Gehäuses werden meist nur ineinander gesteckt. Bei einigen Herden wurden aber auch die Sockel und / oder die Rückwände an das Gehäuse
genietet. Bei der Vernietung der Sockel wurden ebenfalls wieder Hohl- oder Blindnieten verwendet. Bei der Vernietung der Rückwände wurden hingegen vernickelte Nieten aus Vollmaterial
eingesetzt, die von innen vernietet sind.
Herdplatten
Vom Grundsatz her gibt es zwei verschiedene Herdplatten, eine große und eine kleine. Im Detail jedoch unterscheiden sich die Herdplatten und die Heizelemente zum Teil
erheblich voneinander. Anfangs waren die Herdplatten massiv aus Eisen gefertigt und sahen exakt so aus wie ihre großen Vorbilder. Später wurde das Material dünner bis hin zum
geprägten Blech, daß dann noch schwarz gefärbt wird. In jedem Fall erfolgt die Befestigung der Herdplatten durch einen zentralen Stehbolzen und eine Haltestrebe die mit Muttern
verschraubt wird.
Die unter den Herdplatten montierten Heizelemente haben sich im Laufe der Jahre ebenfalls deutlich verändert. Anfangs wurden dicke keramische Heizelemente mit lose
eingelegtem Heizdraht verwendet. Diese Heizelemente wurden durch eine Glimmerscheibe von den metallischen Herdplatten isoliert. Später wurde der eingelegte Heizdraht mit dem Heizelement
vergossen so daß die zusätzliche Glimmerisolation nicht mehr benötigt wurde. Im nächsten Schritt wurden die Keramikheizelemente deutlich dünner. Gegenüber der
ursprünglichen Version waren sie nur noch halb so dick. Ab etwa Ende der sechziger Jahre wurden dann Heizplättchen eingesetzt, die aus einer zwischen zwei Glimmerscheiben eingelegten
Heizspirale bestanden. Noch etwas später wurden die Glimmerscheiben durch Asbestscheiben ersetzt. Schließlich wurde die heute noch erhältliche Bauform mit isolierenden Faserscheiben
eingeführt. Diese Heizplättchen können heute noch bei der nic Spiel + Art GmbH
bestellt werden.
Backofen
Auch die Backöfen haben sich im Laufe der Jahre mechanisch verändert. Anfangs wurden die keramisch isolierten Heizelemente oben und unten auf den Backofen aufgebracht und
mit Hilfe einer Metallplatte fixiert. Die Platten wurden entweder verklemmt, vernietet oder verschraubt. Später wurden die Heizelemente in Nuten im Backofen eingelegt und mit einer keramischen
Isoliermasse verfüllt. Darauf wurden dann Isolierplatten aufgeklebt. Bilder von beiden Backofenbauformen haben wir auf der Seite
Ersatzteile veröffentlicht.
Schalter
Es wurden drei verschiedene Schalterbauformen in unterschiedlichen Ausführungen eingesetzt. Kippschalter, Drehschalter die sich voll drehen lassen und Drehschalter die sich
nur zwischen zwei Stellungen hin und her bewegen lassen. Die älteren Modelle bis Anfang der siebziger Jahre hatten immer (mit einer einzigen Ausnahme,
dem Herd Nummer 10) Kippschalter. Ab den siebziger Jahren gab es nur noch Drehschalter.
Kontrollleuchten
Bei den älteren Herden war sehr oft ein Kontrollleuchtentyp eingesetzt, der in Reihe mit den Heizplättchen geschaltet war. Diese Lämpchen wurden von der Fa. ALBA
exklusiv für Heiliger gefertigt. Heute gibt es sie leider nicht mehr. Es gibt auch keinen alternativen Hersteller hierfür.
Werkzeuge
Neben den üblichen Werkzeugen wie Schraubendreher und Zangen, die man in beinahe jedem Haushalt findet werden auch ein paar spezielle Werkzeuge benötigt. Im Wesentlichen
sind dies ein Spannungsprüfer, ein Multimeter, eine Adernhülsenpreßzange und eine Blindnietzange. Damit Sie sehen können, wovon ich spreche, habe ich ein paar Bilder dieser
Werkzeuge angefügt.